Gyamerah beendet Bochums Auswärtsmisere
Der VfL Bochum hat seiner Auswärtsstatistik das erste positive Kapitel hinzugefügt und bei Erzgebirge Aue mit 4:2 gewonnen. Der Siegtreffer fiel durch einen Joker, zuvor hatten beide Teams vor allem in der Anfangsviertelstunde groß aufgespielt und eine Bestmarke aufgestellt. Der VfL nähert sich somit an die obere Tabellenregion an, während die Veilchen den Blick wieder verschärft nach unten richten müssen. Aues Trainer Pavel Dotchev veränderte seine Startelf im Vergleich zum 0:2 in Karlsruhe auf drei Positionen: Kaufmann und Skarlatidis verdrängten Hertner und Nazarov auf die Bank, zudem ersetzte Soukou Adler (nicht im Kader). Auf der Gegenseite hatte VfL-Coach Gertjan Verbeek unverändert mit Verletzungssorgen zu kämpfen: Acht Akteure fehlten dem Niederländer, darunter etwa Fabian (Kreuzbandriss), Timo Perthel (Adduktorenverletzung), Tim Hoogland (Muskelverletzung). Zu den Leidensgenossen gesellte sich auch Stöger (Knieprobleme), der beim 1:1 gegen Stuttgart in der Vorwoche noch auf dem Platz stand. Für ihn begann Wurtz.
Wer sich kurzentschlossen noch eine Karte für dieses Spiel gekauft hatte, durfte sich bereits nach der Anfangsviertelstunde diebisch freuen, denn: Eine Anlaufphase benötigte keines der beiden Teams. Keine 15 Sekunden waren gespielt, als Aue den ersten Eckball zugesprochen bekam, kurz darauf stand es 1:0 – allerdings für den Gast. Mit dem ersten Angriff der Partie bediente Eisfeld aus dem Mittelfeld heraus den steil gestarteten Wurtz, der den Ball perfekt an- und mitnahm und eiskalt einschob (2.). Ein denkbar schlechter Beginn für den jungen Keeper Jendrusch, der den langzeitverletzten Männel erstmals im heimischen Stadion vertrat.
Doch seine Vorderleute sollten die Trauer über den frühen Gegentreffer bald lindern: Erst traf Köpke per Abstauber zum 1:1 (5.), dann schoss Skarlatidis seine Farben sogar in Front (12.). Bei beiden Toren hatte die Bochumer Hintermannschaft Probleme mit den kurz ausgeführten Eckstößen der Veilchen, die den VfL scheinbar überraschten. Die wahnwitzige Anfangsphase wurde komplettiert durch Eisfelds Schlenzer, der das Leder nach Wurtz-Vorlage gekonnt in das rechte Tordreieck beförderte (14.). Erst zweimal zuvor waren in der 2. Liga vier Tore in der Anfangsviertelstunde gefallen: Am 1.3.2015 bei RB Leipzig gegen Union Berlin (3:1 nach 13 Minuten, Endstand 3:2) sowie am 13.2.1977 bei Westfalia Herne gegen den VfL Wolfsburg (4:0 nach 11 Minuten, Endstand 8:2). Zum ersten Mal schafften also gleich zwei Teams in einem Spiel in den ersten 15 Minuten jeweils zwei Treffer.
In der Folge wurde das Spiel kaum langsamer, Aues offensive Dreierreihe um Soukou, Kvesic und Skarlatidis agierte enorm beweglich und quirlig, Dotchevs Plan des gefährlichen Spiels über die Außenpositionen wurde deutlich. Doch auch die Bochumer blieben stets gefährlich und wussten insbesondere in Eisfeld und Wurtz zwei Gefahrenherde in ihren Reihen. Als sich die Ereignisse gerade beruhigt zu haben schienen, sorgte Dawidowicz für den nächsten Aufreger: Nach seiner zu kurzen Kopfballrückgabe stoppte er den aufmerksamen Soukou, der auf den Fehler gelauert hatte. Doppeltes Glück für den Bochumer: Die Aktion hatte knapp vor dem Strafraum stattgefunden, und Schiedrichter Martin Thomsen zückte nur die Gelbe Karte (29.). Den anschließenden Freistoß setzte Kvesic in die Mauer, das Pulver hatten beide Teams vorerst verschossen. Denn auch die Gäste ließen noch zwei gute Gelegenheiten liegen: Erst köpfte Wurtz nach Stiepermanns Eckball das Leder an den Außenpfosten (42.), dann war Jendrusch bei einem Freistoß-Aufsetzer von Eisfeld zur Stelle (44.). Dann war Pause.
Auch der zweite Durchgang begann rasant: Innerhalb von fünf Minuten hätte der VfL das Ergebnis auf 5:2 stellen können, aber Eisfeld (46.) und Weilandt (50.) trafen das Tor nicht. Dazu fand Rieble bei seinem Distanzschuss seinen Meister in Jendrusch (48.). Auf der Gegenseite prüfte Kaufmann Riemann mit einer abgefälschten Flanke, auch Soukou verzeichnete eine gefährliche Aktion (53.). Beide Mannschaften gingen kompromisslos auf den erneuten Führungstreffer, und so war es kaum verwunderlich, dass die temporeiche Spielweise ihren Tribut forderte: Sowohl Celozzi auf Seiten der Bochumer als auch Aues Soukou mussten das Feld verletzt verlassen, es kamen Gyamerah und Samson. Die frischen Kräfte sollten sich kurz darauf auszahlen: Gyamerah zog von rechts in die Mitte, wackelte Skarlatidis aus und überwand Jendrusch mit seinem Linksschuss ins rechte Eck (70.).
Die Luft war nun etwas heraus bei Aue: Bochum schien die größeren Kräftereserven zu besitzen und war nun zudem im psychologischen Vorteil. Die Verbeek-Elf hatte mehrere Chancen, den Sack zuzumachen: Losilla (75.), Wurtz (77.) und Weilandt (82.) agierten zu inkonsequent vor dem Tor. Die letzte Torannäherung der Hausherren durch Köpke (85.) machte Riemann zunichte, dann schwächte Tiffert sein Team zusätzlich mit seiner Gelb-Roten Karte (88.). Den letzten Angriff der Partie veredelte schließlich Mlapa zur vielumjubelten Entscheidung (90.+1).
Erleichterung pur bei den Bochumern, die ihren ersten Ausswärtssieg der laufenden Saison feierten und sich in der Tabelle wieder den etwas angenehmeren Regionen annäherten. Aue muss den Blick dagegen wieder vermehrt nach unten richten und ist am Freitag (14. Oktober) bei St. Pauli zu Gast (18.30 Uhr); Bochum empfängt zeitgleich den SV Sandhausen. (Quelle: kicker.de)