„Während des Spiels sollten wir alle versuchen zu gewinnen”
Neudorfer begrüßen Trainer und Spieler am 6. März im „Kaiserhof” mit Trompeten-Steiger und Primeln
Bei Familie Poller daheim in Neudorf, einem Ortsteil der Gemeinde Sehma, ist alles lila und weiß. Die Hausfassade sowieso, aber auch in der Stube tickt eine Aue-Uhr, sind die Zimmerwände in den Farben des Herzensvereins gestrichen. Die Bettwäsche und die Couchdecke verraten die Liebe zum FC Erzgebirge und weil es Küchenmöbel gerade nicht in Veilchenfarbe gab, haben sie ein frisches Grün gewählt. „So wie vor ein paar Jahren unsere Auswärtstrikots”, verrät Christina Poller. Sie hat ihren Mann, der aus Hohenstein-Ernstthal stammt, zum Fußball gebracht und mit dem lila Virus infiziert.
Kein Wunder, dass auch Tochter Lea das Gen intus hat. Jeder im Sehmatal kennt das lila-weiße Haus an der Karlsbader Straße. Am Nachmittag des 6. März sind die drei wahnsinnig aufgeregt, denn abends halb sieben beginnt im Neudorfer „Kaiserhof” der Fanstammtisch mit Gästen vom Kumpelverein. Die vierjährige Lea freut sich vor allem auf Martin Männel, vielleicht hat er ja eine Autogrammkarte dabei? Falls ja, hat sie für den Aue-Kapitän eine Überraschung eingepackt…
Pünktlich 18.30 Uhr rücken sie an im Kaiserhof: Cheftrainer Daniel Meyer, Tore-Garant Pascal Testroet, Heimkehrer Louis Samson, Fanbeauftragter Heiko Hambeck – und, schau her, Lea! – Keeper Martin Männel. Lucas Richter bläst zum Gruß den Steigermarsch und die „Grubenlichter”, die Leut’ vom hiesigen Fanklub, stimmen ein. So was haben die Veilchenkicker noch nicht erlebt. Der Beifall erreicht seinen Höhepunkt, als Heiko verkündet, dass „Paco” nach seinem Doppelpack in Sandhausen bei liga2-online.de zum Spieler des 24. Spieltags gewählt wurde. Die Diskussion nimmt Fahrt auf. Was bei Aue anders ist als in Dresden? „Beim FC Erzgebirge hat man sich immer klare Ziele gesetzt. Wenn Dresden Anfang der Saison zweimal gewonnen hat, reden sie gleich von der Bundesliga”, meint Testroet. Ob er noch mal in der Bundesliga spielen möchte? „Wehe!” ruft eine im Publikum und der ganze Saal lacht. Na ja, welcher Fußballprofi würde nicht ganz oben kicken wollen…? Wie soziale Medien und Fußball zusammenpassen?
Ronny Lauterbach, der Wirt vom Kaiserhof, hat seine Meinung: „Lieber selber ins Stadion gehen als zu Hause sitzen und auf Facebook schreiben!” Wie der Trainer Pfiffe von den Rängen findet? „Nach dem Spiel ist das okay, wenn wir eine schlechte Leistung geboten haben. Aber während des Spiels sollten wir alle versuchen zu gewinnen. Dann brauchen die Jungs jede Unterstützung. Alles, aber keine Pfiffe.” Für Ronny – übrigens Vorsitzender vom Fanclub „Grubenlichter” –, seine Frau Tine und das Team vom Kaiserhof erfüllt sich mit dem Stammtisch ein Traum, lange haben sie sich dafür beim Verein eingesetzt. Schon ewig gab es keinen mehr im Sehmatal. Letztes Jahr auf der Fanfahrt im Zug nach Regensburg wurde der Plan konkret, am 6. März ’19 klappte es endlich.
Die kleine Lea Poller hat morgen viel zu erzählen im Kindergarten, sie bekommt ihre Autogramme und ein Foto mit Martin Männel & Co. im Stadionheft „Veilchenecho” am 1. April. Versprochen! Ach ja, fast hätten sie, Mama Christine und Papa Mario die Überraschung für die Gäste vergessen bei all der Aufregung. Doch Lea erinnert die Eltern und so bekommen Trainer und jeder Spieler einen Frühlingsgruß. Keine Veilchen, aber Primeln im schönsten Wismut-Lila. Und die über 170 Fans im Kaiserhof-Saal wünschen zum Abschied: Machts gut, Jungs, am Samstag drei Punkte gegen Paderborn!
Fotos: O. Seifert, Text: O. Seifert, Quelle: fc-erzgebirge.de