Welchen Namen sein Junge tragen soll, stand für Beybögrek Alibaz fest, lange ehe der am 3. Dezember ’89 im badischen Bretten zur Welt kam. Selçuk hieß in den achtziger Jahren ein legendärer Star von Fenerbahçe Istanbul. Und so freute sich der Vater, als sein kleiner Selçuk schon mit sechs Lenzen beim TSV Kürnbach losstürmte und als C-Junior zum SV Sandhausen wechselte. Auch seinem Onkel, der mal Fußballprofi in der Türkei war, gefiel dessen Talent und dank guter Kontakte in die alte Heimat ergab sich die Chance, in der westanatolischen Stadt Denizli weiter das Kicker- ABC zu lernen.
Doch kaum drei Monate dort am Ball, unterbrach ein Kreuzbandriss die Karriere. Nach OP und langen Monaten Zwangspause in Deutschland wagte er den Neustart, diesmal beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor. „Um das zu schaffen, hatte ich nach der Verletzung wie verrückt trainiert. Tag und Nacht”, erinnert sich Selçuk, der dann in Eskisehir und Afyon spielte. Als 2010 der SC Paderborn Interesse zeigte, kehrte der nun Zwanzigjährige heim, kam bei den Ostwestfalen aber nur im Reservekader zum Zuge, weshalb es ihn zu Jahn Regensburg und ein Jahr darauf zum KSC zog. Mit beiden Vereinen feierte er jeweils Aufstiege in Liga zwei. In der Hinrunde der aktuellen Saison wurde er am Wildpark zu selten berücksichtigt. „Als Fußballer willst du spielen, Erfolg haben.
Also suchst du eine neue Herausforderung. Sie habe ich im Erzgebirge gefunden. Der Trainer baut auf mich, im Team wurde ich super aufgenommen”, meint der flinke Mittelfeldmann (bisher 49 Zweitund 77 Drittligapartien). Wie die Zuschauer hier mitgehen, hätte er nicht erwartet. „In München boten wir nicht das beste Spiel, dass wir doch gewannen, liegt ganz sicher auch an diesen Fans”, fügt er hinzu und ärgert sich über seine vergeigten Chancen gegen Fürth und Sandhausen. Gegen den FSV Frankfurt hat der 25-Jährige schon einige Male gespielt, er weiß um die Stärken der Individualisten und, wie gut die Hessen defensiv stehen. „Egal, wir können und müssen sie schlagen. Wir haben das Zeug dafür”, sagt er und denkt an die Worte seines Vaters, der schon dreimal von Bretten nach Sachsen fuhr, um ihn im Aue- Dress zu sehen: „Gut gespielt, Selçuk, aber du hast noch viel, viel mehr Potenzial!”
Text: Olaf Seifert
Quelle: fc-erzgebirge,de