Porträt Bernd “Zimbo” Zimmermann

Mehr als 46 Jahre ist Bernd Zimmermann für seine Veilchen am Ball. Ab 1969 zunächst als Spieler, später als Mitarbeiter der Stadionbrigade, Spielbeobachter, Partner der Schiedsrichter und seit Mitte der 1980er Jahre bis jetzt als Mannschaftsbetreuer. Auch wenn „Zimbo” am 1. September in Ruhestand ging, als Zeugwart wird er seinem Herzensverein auch weiterhin helfen.

Wismut-DNA bekam Bernd schon als Kind eingeimpft. Am 6. August 1952 im vorpommerschen Löcknitz geboren, zog die Familie drei Jahre später nach Lößnitz, weil Vater Hans im Uranbergbau unter Tage Arbeit fand und Mutter Lily im Wismuthandel. „Hundert Meter neben unserer Wohnung lag Alberodas Fußballplatz. Kein Wunder, dass ich mit acht, neun Lenzen da zu kicken begann. Mitte der Sechziger wechselte ich zu Motor Lößnitz, wo wir gegen die Konkurrenz aus dem Landkreis spielten”, erinnert sich das Auer Urgestein. Gleich nach der BMSR-Mechanikerlehre bei der SDAG Wismut in Schlema kam ein Angebot von der BSG aus Aue, das der Nachwuchsfußballer im Januar 1969 überglücklich annahm. Mit 17 in der Junioren-Oberliga im Grotewohlstadion auflaufen, wo danach die Erstliga- Vorbilder spielten, das war natürlich was! Im Männerbereich stand der Mittelfeldmann, inzwischen in der Stadionbrigade beschäftigt, danach im Kader der zweiten Mannschaft, doch endete die Karriere 1974 wegen eines Kreuzbandrisses. Spätestens Trainer Hans-Ulrich Thomale fiel auf, dass dieser Zimmermann nicht nur als Greenkeeper, Bauarbeiter oder Platzwart sein Ding prima machte, sondern auch vom Fußball Ahnung hatte. Und was er auch anpackte, das tat er mit Spaß und Feuereifer. Also schickte „Uli” den jungen Burschen auf der Gegner Plätze, als Spielbeobachter. So manchen Wismut-Könner hat „Zimbo” dabei für seine BSG erspäht und nach Aue „gelockt”; von Rainer Pietzsch und Roland Balck über Klaus Bittner und Uwe Bauer bis zu „Hans”… Oh nein, leider, beim Leitzke hatten ihm Leipziger „Genossen” einen Strich durchs Konzept gemacht. 

Bei allen Verdiensten, für die kommende Aufgabe musste selbst er sich ein Probejahr lang beweisen. Bei Sektionschef Richard Velek, Mannschaftsleiter Lothar Spitzner und anderen alten BSG-Hasen ging Bernd 1984/1985 in die Lehre, ehe sie ihm zutrauten, das Oberligateam zu betreuen. „Ich bin ihnen echt dankbar dafür. Vor allem ,Spitz’ war äußerst akribisch, in seinen Spielberichten und Formularen musste jede Ziffer stimmen. Das halte ich bis heute genauso”, erzählt der Sportfreund.

Nie war sich „Zimbo” für etwas zu schade; ob nun Wäsche waschen, Kisten schleppen, Getränke, Obst und Imbiss vor Auswärtsfahrten einkaufen. Oder das Umsorgen von Gästeteams und Schiedsrichtern, das Putzen der Kabinen und das Reservieren von Mannschaftshotels. Man muss die Spielerräume der Veilchen sehen; akkurat liegt jedes Kleidungsstück der Profis am rechten Fleck, bei jedem Spieler. Und egal wie schlammig die Schlacht auf dem Feld tag zuvor war, am Morgen drauf ist alles frisch gewaschen. 

Sorgsam hat er „seine” Spielberichte seit 1985/ 1986 und bis Sommer 2015 archiviert, die Partie heute wäre ziemlich genau seine 1600. als Mannschaftsbetreuer. Aber immer nur Zimbo, Zimbo, Zimbo…, das geht ihm denn doch gegen den Strich: „Wir waren immer ein Team, anders wäre es keine Woche lang gutgegangen. Anfangs mit Lothar Spitzner, später mit Jochen Rentzsch, Günter Flache, den Ärzten und Physios und in all den Jahren immer mit Lothar Schmiedel.” (Der übrigens sogar ein Jahrzehnt länger für Aue am Ball ist als „Zimbo”!) „Heute wie damals sind mir die Kollegen der Geschäftsstelle eine große Hilfe; egal ob die Trainer, Jens Borchert, die Frauen im Büro, die Busfahrer oder auch Spieler. Eigentlich darf man keinen herausheben, weil es wirklich bei uns passt.” Nur wenn du als Team spielst, holst du auch Punkte, lautet seine Maxime. Okay, die König, Manuela – seit zwölf Jahren seine rechte Hand in der Kleiderkammer – bekommt doch ein Extra-Bienchen. „Und natürlich die Familie! Meine Frau Petra oder unser Sohn René mussten in all der Zeit viel Verständnis aufbringen. Aber das ist halt so, wenn Beruf und Fußballhobby untrennbar sind”, setzt er laut hinzu. Logisch, dass der vierzigjährige René in Vaters Fußstapfen tritt; beim FC 1910 Lößnitz ist er Betreuer der ersten Mannschaft und Abteilungsleiter Sport – trotz Dreischichtjob in der Nickelhütte.

„Zimbo” ist in den deutschen Profivereinen ein allbekannter Name, die Zeugwarte und Betreuer – die Teams hinter der Mannschaft – würden einander überall helfen, schildert der 63-Jährige. „Nur ,Sakko’ Schröder in Erfurt dürfte länger dabei sein als ich. In Aue hab’ ich bestimmt 20 Trainer erlebt und wer weiß, wie viele Fußballer. Die liebs ten waren mir die, mit denen man sich richtig schön streiten konnte. Am nächsten Tag war alles vergessen und das Problem gelöst”, meint das resolute Auer Urgestein. Hart sei er, aber herzlich, heißt es beim FCE über ihn. Doch Bernd will nun kürzer treten, mehr Zeit haben für die Lieben daheim in Affalter. Vor allem für den knapp dreijährigen Karl. Auch der ist schon am Ball; was gibt es Schön’res als mit dem Enkel zu „bäbbeln”? „Zimbo” will auch öfter am Herd stehn, er ist Fan der deftigen Küche, von TV-Meisterkoch Alfons Schuhbeck. Doch keine Bange, als Zeugwart wird Bernd Profimannschaft und Verein auch in Zukunft erhalten bleiben. Denn: „Im Rahmen meiner Möglichkeiten helfe ich meinem FC Erzgebirge natürlich weiterhin. Jedoch eben nicht mehr als erster Mann.”

Text: Olaf Seifert
Quelle: fc-erzgebirge.de